Die Wahrheit liegt immer noch auf dem Platz, doch drum herum tut sich bei der WM auch einiges: Während am Donnerstagabend beim Eröffnungsspiel in der Corinthians Arena in Sao Paulo der sportliche Startschuss zur FIFA WM 2014 fällt, ist hinter den Kulissen vor allem im TV und im Netz der mediale Wettkampf schon voll im Gange.
Pünktlich zur Weltmeisterschaft schießen digitale Angebote und Produkte wie Pilze aus dem Boden. Auch in den App-Stores gibt es mittlerweile unzählige WM-Apps – oftmals mit überschaubarem Mehrwert. Auffallend ist jedoch, dass immer mehr Angebote und Services auf den Einsatz von Augmented Reality setzen, die dem Fernsehzuschauer bzw. User nützliche Zusatzinformationen versprechen. Ein paar besondere Highlights möchte ich deshalb heute vorstellen.
Der Einsatz der virtuellen Realität hält in diesem Jahr auch erstmals bei Fußballübertragungen der Öffentlich-Rechtlichen Einzug. Dabei präsentieren ARD und ZDF im gemeinsamen Studio aus Rio de Janeiro die wohl bisher umfangreichste und innovativste WM-Berichterstattung, die der deutsche Zuschauer jemals gesehen hat. Als Studio und Presenter-Plattform dient dabei eine Dachterrasse, hoch oben über dem Strand der Copacabana.
Augmented Reality an der Copacabana
Eine – für den Verbraucher jedoch unsichtbare – Neuerung ist, dass sich das eigentliche Übertragungszentrum, aus dem die Shows gesteuert werden, nicht direkt vor Ort, sondern im 35 Kilometer entfernten IBC befindet. Aus dem dortigen Zentrum werden dann auch die Animationen und Visualisierungen kommen, die mit Hilfe der Augmented Reality im Studiobild für den Zuschauer eingespielt werden können. So hat man zu Hause am Fernseher den Eindruck, dass das Echtbild und die holografische Animation miteinander live verschmelzen. Wer sich einen ersten Eindruck verschaffen möchte, kann das im Beitrag der ZDF Sportreportage schon vorab tun.
Screenshot: Sportschau FIFA WM App
Punkten kann die ARD übrigens auch mit der Sportschau FIFA WM App (für iOS und Android), die aus meiner Sicht eine der gelungensten Apps rund um die WM ist. Neben aktuellen Nachrichten, Statistiken, Videos und Spielplänen bietet die App zahlreiche weitere Informationen, beispielsweise auch zur WM-Historie und zur Kultur des Gastgeberlandes. Ein besonderes Schmankerl für die Fans ist sicher auch die Highlights-Funktion der App, in der Spielhöhepunkte aus bis zu 20 verschiedenen Kamerapositionen abgerufen werden können. Der User kann hier quasi zum eigenen Regisseur werden und auch auf Kamera-Material zugreifen, das in den Liveübertragungen im TV gar nicht gesendet wird.
Auf den Virtual-Reality-Zug ist mit McDonald’s auch einer der großen WM-Sponsoren aufgesprungen. Die Fast-Food-Kette verleiht dabei mit einer weltweiten Kampagne seinem Produktdesign eine interaktive Komponente: Seite Ende Mai sind die McDonald’s Pommes in neu designten Verpackungen erhältlich. Zwölf Künstler kreierten dazu jeweils ein Motiv mit WM-Bezug.
Der Clou dabei: Mit der passenden iPhone oder Android App „Gol!“ verwandelt der geneigte Pommesfreund seine Verpackung in ein Minispiel. Vor der Pommesschachtel erscheinen ein Tor samt virtueller Gegenspieler und die eigenen Fingerfußballfertigkeiten können unter Beweis gestellt werden.
Bemerkenswert ist die Marketingmaßnahme besonders deshalb, da das Unternehmen als großer Player die nötige Reichweite und Diversität in der Zielgruppe besitzt, um das Thema AR auch zu denjenigen zu bringen, die bisher damit noch nicht in Berührung gekommen sind. Damit dies gelingt, und auch wirklich (fast) jeder Smartphone Nutzer in den Genuss der „erweiterten Realität“ kommen kann, findet sich auf der Rückseite der Verpackungen eine Schritt-für-Schritt-Anleitung. Bei weltweit 1,5 Billionen Verpackungen in über 120 Ländern findet sich mit Sicherheit der ein oder andere neue AR Freund.
Zwar nicht Augmented, aber immerhin perfekt virtuell, ist der Service, den Google Maps allen Daheimgebliebenen bietet: Mit dem neuen Street-View-Kartenmaterial können die Fußballfans weltweit einen Blick in die zwölf WM-Stadien Brasiliens werfen. Dafür hält Google Maps extra eine gesonderte Webseite bereit, auf der der User einen virtuellen Rundgang durch die Spielorte antreten kann. Die Webseite ist praktisch und übersichtlich und funktioniert problemlos auch auf Tablets, Smartphones sowie im Web-Browser.
Screenshot: Estadio do Maracana in Google Street View
Mit dabei ist natürlich auch das altehrwürdige Estadio do Maracana, in dem am 13. Juli das Endspiel der Weltmeisterschaft stattfinden wird. Dann hoffentlich auch mit deutscher Beteiligung. Spätestens während diesen entscheidenden neunzig Minuten gilt dann wieder uneingeschränkt: Die Wahrheit liegt auf dem Platz und Weltmeister wird man in der Realität.