Wohl jedem von uns ist früher oder später an der Kasse eines Supermarkts die Frage nach der Teilnahme an einem der unzähligen Treuepunktsysteme des Einzelhandels gestellt worden. Ich gebe zu, dass auch ich eine Zeit lang Herzen gesammelt habe. Immer in der Hoffnung, wenn ich genug von ihnen zusammen hätte, würde es sich für mich in Form eines schönen Preises lohnen.
Treueaktionen kommen gut an bei den Kunden. Ganz Deutschland scheint ein Land von Schnäppchenjägern und Treuepunktsammlern zu sein. Die mehr als 20 Millionen Payback Kunden können schließlich auch nicht irren. Aber wisst ihr was richtig schlecht an diesen kleinen Treueherzen ist? Sie sind total unpraktisch. Zwar steckte ich sie mir nach dem Supermarkt-Kauf immer brav in den Geldbeutel, doch nicht selten stand ihnen von da an ein trauriges Schicksal bevor: Entweder ich förderte sie beim Durchforsten meines Geldbeutels wieder dadurch ans Tageslicht, dass sie mir an den Händen klebten und damit unbrauchbar wurden, vergaß schlichtweg ihre Existenz oder verpasste einfach auch die Chance die Treueherzen während des Aktionszeitraums gewinnbringend einzulösen. Kurzum, der nette Gedanke des analogen Sammelns von Herzen erwies sich in der Praxis als recht umständlich und fehlerbehaftet. Ganz zu schweigen von der zweifelhaften Umweltbilanz, die solche nach wie vor gedruckten Treuepunktaktionen zu verantworten haben. Die Herzen und Bonushefte, Coupons und Aktionskampagnen müssen ja schließlich geprintet, ausgeliefert und unters Volk gebracht werden. Was für eine Verschwendung! Zeit, dieses bestehende, antiquierte System endlich abzulösen und stattdessen ein innovativeres, umweltfreundlicheres und spielerisches zu etablieren!
So war die Idee für unseren Beitrag zum Gini Hackathon geboren. 9 Teams traten an, innerhalb von 48 Stunden von einer ersten App Idee zu einem lauffähigen Prototypen zu gelangen. Der Vollständigkeit halber möchte ich natürlich erwähnen, dass wir mit unserer App „Hearts“ den zweiten Platz erobert haben. Doch hier soll es nicht um Preise, sondern um Ideen gehen:
„Hearts“ macht die Jagd nach Treuepunkten digital. Und zwar völlig simpel und selbsterklärend. Einfach den Kassenzettel mit dem Smartphone abfotografieren und schon wird der Endbetrag in digitale Treueherzen umgewandelt und gespeichert. Dazu gibt es in unserem Prototypen zwei einfache Anwendungsfälle:
1. Ich möchte direkt vor Ort neue Treuepunkte einscannen.
2. Ich möchte einen Überblick über aktuelle / noch fehlende Treuepunkte.
Dementsprechend einfach ist unsere papierlose Loyalty App auch aufgebaut:
Aktuell kann der geneigte Herzensammler seine Treuepunkte zwar sammeln, diese aber noch nicht einlösen, da Tengelmann bisher nur in der Theorie unser App Partner ist. Das heißt aber noch lange nicht, dass die App nicht auch so Spaß machen kann. Und hier sind wir beim Stichwort Gamification:
Nicht nur der Gesamtbetrag, sondern einzelne Produkte und Produktgruppen können ausgelesen werden. Somit sind Badges – ganz nach dem Vorbild Foursquares, den (ehemaligen) Meistern der Gamification – nicht mehr weit entfernt: Wen würde es nicht reizen, neben dem Sammeln von Treuepunkten auch noch „Käsekönig“ oder „Suppenkasper“ seines Tengelmanns, seiner Stadt oder Deutschlands zu werden? Auch Fun Facts, Statistiken und Empfehlungen zu einzelnen Produkten wären denkbar, Schnitzeljagden zu spezifischen Filialen und Produkten, oder gleich ganze Wettbewerbe zwischen Marken oder Städten: „Welche ist die coolste Stadt Deutschlands?“ wäre geleichbedeutend mit „Wo werden die meisten Eisprodukte gekauft und eingescannt?“. Die Möglichkeiten sind schier grenzenlos.
Und Gamification ist nicht nur ein spannender Ansatz für Kunden, die sparen und für ihre Loyalität belohnt werden wollen. Auch aus Unternehmenssicht ergibt sich ein interessanter Business Case über den Kundenbindungsaspekt hinaus. Unternehmen erhalten durch das Auslesen der kundenspezifischen Daten Einblicke in Kauf- und Konsumverhalten und können mithilfe der App auch über neue Kampagnen, Produkte und Treueaktionen informieren und ihre Kunden aktivieren. Anders als beispielsweise Payback, die mit ca. 40 Partnern im Einzelhandel ein ähnliches Prinzip des Data Mining verfolgen, wendet sich unsere App Idee also sowohl an Produkthersteller als auch an Supermarktketten. Oder sogar an unabhängige Anbieter, die das Bonussystem übergreifend integrieren wollen.
Die Idee zur App sowie deren erster Prototyp entstanden im Rahmen des „Paperless Revolution Hackathon“ der Gini GmbH. Vom 26. – 28. Juni 2014 galt es für 9 Teams innerhalb 48 Stunden eine App auf Basis einer von Gini bereitgestellten Schnittstelle zu entwickeln. Wir waren mit zwei Teams vor Ort, die von der Jury auf den 2. und 3. Platz gewählt wurden.